Luthers Wiederentdeckung der Bibel und der Gnadentheologie bewirkte, dass die Religion noch einmal die treibende Kraft in den politischen Auseinandersetzungen des 16. und 17. Jahrhunderts wurde. Zugleich kam mit der Reformation eine neue Denkfreiheit, die es erlaubte, Glaubensinhalte distanziert zu hinterfragen, Religiös-Ernstes heiter und kritisch zu betrachten.
In der modernen säkularen Gesellschaft sind die Inhalte des Christentums schwer vermittelbar geworden, die Institution Kirche steht insgesamt in der Kritik. Wie können Christen mit dieser abnehmenden Bedeutung ihres Glaubens nicht gekränkt umgehen? Können sie ein heiter-kritisches Verhältnis zu den Inhalten ihres Glaubens entwickeln?
Eine Möglichkeit, Glaube und Ironie konstruktiv zu verbinden, findet sich zuerst bei Heinrich Heine, der gemeinhin nur als spöttischer Kritiker des Christentums gilt. Thema ist u.a. „Luther als kompletter Mensch“. Ergänzt wird Heine durch Eduard Mörike mit seinen heiteren Pastoralgedichten, Wilhelm Buschs Spott über die Frommen, Bertolt Brechts Rückgriff auf das Lutherdeutsch der Bibel und seine Kritik an christlicher Vertröstung und Peter Rühmkorfs welthaltiges Lob des Lebens. Und als französische Zugabe: Gustave Flauberts ironische Kirchenkritik.
Literarisch interessierte Christen, die Freude an einem ironisch-kritischen Umgang mit der christlichen Tradition haben, kommen mit diesen Essays voll auf ihre Kosten.
Diesen Artikel haben wir am 07.12.2016 in unseren Katalog aufgenommen.