»Ausgelaufene Apostaten«, »unverschämter Eselskopf«, »grober Hempel« – solche Artigkeiten prägen zahlreiche Texte von Flugschriften und -blättern der Reformationszeit. Mit ihnen haben zunächst die protestantische, nachfolgend nicht minder virtuos die katholische Seite munter gegeneinander gewettert und gestritten, in karikaturistisch-satirischen Bildern polemisiert. Die Kunst trat plötzlich aus ihrer klerikalen Schutzzone heraustrat und wurde weltlicher.
Luther war in ein funktionierendes System eingebrochen, hatte das jahrhundertealte Heilswesen Kirche durcheinander gebracht. Daher mussten Mentalitäts-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte in Teilen neu geschrieben werden. Dazu kamen politische Krisen, eine Endzeitstimmung, Naturwunder, revolutionäre Neuerungen, die Erde – jetzt eine Kugel – all dies fand eine zeitgemäße Umsetzung in Wort und Bild, oft auf eine Art und Weise, wie sie in unserer heutigen Gesellschaft kaum vorstellbar wäre. Oder doch?
Dr. Heike Plaß
Geboren 1961 in Gladbeck
Studium der Kulturanthropologie und Geschichte an der Westfälschen Wilhelms Universität Münster
1997 Promotion in Münster
1998 bis 2002 Konzeption der Dauerausstellung am Historischen Museum des Hochstifts Paderborn in der Wewelsburg
2002 bis 2013 freie Kuratorin und Projektmanagerin u.a. Mitarbeit an dem Buchprojekt »Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe«, Aufbau des Martin Luther Forum Ruhr in Gladbeck, Projektleitung Ernst Barlach Ausstellung in Münster
Seit 2014 Leitung des Referats Erwachsenenbildung im Evangelischen Kirchenkreis Münster
Diesen Artikel haben wir am 06.05.2022 in unseren Katalog aufgenommen.
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