Seit der Reformation im 16. Jahrhundert gaben zwei folgenreiche Impulse dem Gemeindegesang in der Grafschaft Ravensberg und im Fürstentum Minden neue Kräfte und Ausdrucksformen. Beide weit über Minden und Ravensberg hinauswirkende Vorgänge werden im vorliegenden Band eingehend untersucht, längst verschollen geglaubte historische Buch-Exponate präsentiert und dabei eine Vielzahl neuer, sowohl für die Gesangbuchforschung wie für die Erforschung der Minden-Ravensberger Erweckungsbewegung überraschender Erkenntnisse gewonnen.
Der Autor weist im 1. Teil nach, dass in Minden bereits 1672 ein Gesangbuch gedruckt wurde, und stellt erstmals dessen ereignisreiche Entstehungsgeschichte, die tatfreudigen „Pioniere“ (Drucker, Buchbinder, Händler, Verleger) wie auch die Inhalte vor. Er zeigt, dass man in Minden innerhalb von nur drei Jahrzehnten (1669 – 1703) mit vier sehr verschiedenen, je ganz neu konzipierten Gesangbuchausgaben quasi „experimentierte“ und Erfahrungen sammelte, ehe schließlich die „Mindischen Gesangbücher“ des 18. Jahrhunderts der evangelisch-preußischen Identität in Stadt- und Landgemeinden Ausdruck gaben.
Ebenso spannend wie facettenreich – und für das bisherige Wissen um Biografie und Lebenswerk des großen Ravensberger Erweckungspredigers völlig neu – deckt der Autor im 2. Teil Johann Heinrich Volkenings leidenschaftlichen Einsatz zur Belebung und Verbreitung des „Geistlichen Lieds“ auf. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dessen musikalischer Prägung im Elternhaus, seinen zahlreichen Publikationen, den Impulsen aus dem internationalen Wirken seiner Brüder, dem Erfolgslauf der millionenfach verbreiteten „Kleinen Missionsharfe“, die, auch das erstmals nachgewiesen, noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein in den USA und in Südafrika publiziert wurde.
Diesen Artikel haben wir am 28.06.2022 in unseren Katalog aufgenommen.