Im kleinen Kreis von Autoren, Buchhändlern, Partnern im Verlagswesen und Herstellungsbereich feierte der Luther-Verlag im Oktober sein 100. Geschäftsjahr!
Präses Alfred Buß würdigte den selbstgewählten Auftrag des Verlages, Gottes gute Botschaft in gedruckter Form zu den Menschen zu bringen - ein Anliegen, dass schon der namengebende Reformator Martin Luther hatte.
Auf dem Festprogramm standen ein Luther-Kabarett mit dem Bochumer emeritierten Theologieprofessor Okko Herlyn, eine „Bilderreise durch 100 Jahre Verlagsgeschichte“ sowie die Überreichung des Bielefelder „Bronzenen Leinewebers“ durch den Bürgermeister Pit Clausen.
Der Verlag im Evangelischen Medienhaus bietet aktuell rund 200 Buchtitel zu Glaubens- und Lebensthemen sowie zur Gemeindepraxis. Zum Verlagsprogramm gehören das Evangelische Gesangbuch für Rheinland, Westfalen und Lippe, Gottesdienstbücher und Veröffentlichungen zur westfälischen Kirchengeschichte sowie Hörbücher, Kalender und CDs.
Obwohl das 1911 in Witten als „Westdeutscher Lutherverlag“ gegründete Haus zu den kleineren der christlichen Buchszene gehöre, behaupte es seit 100 Jahren seinen festen Platz in der christlichen Verlagsgesellschaft, erklärte Geschäftsführer Wolfgang Riewe, der auch Direktor des Evangelischen Presseverbands für Westfalen und Lippe ist.
Herausforderungen für die Zukunft ist die weitere Etablierung im christlichen Verlagswesen, wozu auch Vertriebskooperationen mit anderen christlichen Verlagen zählen. Geplant ist zudem ein Ausbau des Drucks von Büchern auf Bestellung, des sogenannten „Book on Demand“, für christliche Literatur.
Hohe Auflagen in der Verlagsgeschichte erzielten Romane von Theodor Fontane, Gedichtbände des Schriftstellers und Liederdichters Jochen Klepper, Romane des Theologen und Schriftstellers Kurt Ihlenfeld und die Luther-Biografie des Hannoveraner Bischofs Hanns Lilje aus dem Jahr 1965. Aktuell werden mehrere Veröffentlichungen zum Jahr der Taufe angeboten sowie in Zusammenarbeit mit der „Creativen Kirche“ in Witten eine Reihe an Kindermusicals und Gospelproduktionen auf CD und als Werkstattbuch.
Im Nationalsozialismus musste der Verlag seine Produktion im Jahr 1941 einstellen, 1946 nahm er sie in Witten wieder auf. Seit Mitte der 70er Jahre ist der Verlag im Evangelischen Medienhaus in Bielefeld-Brackwede ansässig. Träger des Verlages ist der Evangelische Presseverband für Westfalen und Lippe.
Der Luther-Verlag hat seinen festen Platz in der christlichen Verlagslandschaft. Mit Andachtsbüchern, christlichen Titeln zu Gegenwartsfragen und Gemeindepraxisliteratur hat sich der Verlag eine treue Leserschaft gesichert. Doch kommen wir zu den Anfängen:
Der Luther-Verlag wird 100 Jahre alt. 1911 wurde in Witten (Westfalen) der „Westdeutsche Lutherverlag“ als eine „Zentrale für evangelisch-christliche Kolportage in Westfalen“ gegründet. Ein eigenes Ladenlokal stellte die evangelische Kirchengemeinde in Witten kostenlos zur Verfügung.
Von Anfang an setzte der Verlag auf zwei Schwerpunkte:
Bücher über den Reformator Martin Luther ziehen sich als Roter Faden durch die Verlagsgeschichte. Besonders zu erwähnen sind die Luther-Biografie von Hanns Lilje aus dem Jahr 1965, heute in Lizenz bei Rowohlt, und das „Hilfsbuch zum Luther-Studium“ von Kurt Aland, ein Standardwerk der Luther-Forschung.
Zum anderen sammelten sich im Luther-Verlag und in den von ihm übernommenen Eckart- und Furche-Verlag gerade in den Anfangsjahren christliche Gegenwarts-Autoren wie Jochen Klepper, dessen lyrisches Erbe der Verlag vertritt, Kurt Ihlenfeld und Rudolf Alexander Schröder.
Im Sommer 1936 geriet der Lutherverlag ins Fadenkreuz nationalsozialistischer Zensur. Die vom „Ev. Rüstdienst der Rheinprovinz“ im Lutherverlag veröffentlichten Hefte „Kirche im Kampf“ wurden verboten und beschlagnahmt, der Geschäftsführer für einige Monate in Haft genommen, der Verlag später geschlossen. Am 10. Mai 1946 wurde die Neugründung beantragt und bewilligt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte das Verlagsprogramm kirchengeschichtliche, theologische und gegenwartsbezogene Schwerpunkte. Die weit verbreitete Zeitschrift „Eckart“ enthielt Beiträge von namhaften Autoren wie Karl Barth, Schalom Ben-Chorin, Reinhold Schneider, auch Poetisches von Heinrich Böll, Max Brod, Max Pica und Otto von Taube.
Nach dem Erscheinen des Titels „Die Auferstehung Jesu“ des Münsteraner Neutestamentlers Karl Heinrich Rengstorf wurde die Auferstehungsthematik in den kommenden Jahren heftig und kontrovers diskutiert (Rudolf Bultmann, Willi Marxen).
Seit 1950 ergab sich eine enge Zusammenarbeit mit dem Eckart-Verlag, der 1974 ganz übernommen wurde.
Immer wieder veröffentlichten deutsch-jüdische Schriftsteller im Eckart-Verlag ihre Werke, so der eben bereits erwähnte Max Brod („Der Meister“, „Jugend im Nebel“) oder Jenny Aloni („Zypressen zerbrechen nicht“). Die weltweite Ökumene (Veröffentlichung der Dokumente der Weltkirchenkonferenzen New Delhi, Evanston etc.) sowie der interreligiöse Dialog sind wichtige Bestandteil der Verlagsausrichtung bis heute. Mit der Herausgabe des jüdisch-christlich-muslimischen Kalenders „Miteinander“ wird diese Tradition fortgesetzt.
1974 wurde das neue Verlagsgebäude in Bielefeld-Brackwede eingeweiht, der Verlag zog von Witten hierher. 1976 konnte die Auslieferung des aufgegebenen Furche-Verlages übernommen werden, in den 80er Jahren auch die Auslieferung der Titel der Ev. Verlagsanstalt (EVA) in Ost-Berlin, zustandegekommen durch einen „Dreiecks-Vertrag“ zwischen dem Außenhandelsministerium der DDR, der EVA und der Leipziger Auslieferung Wallmann.
In Theologenkreisen weithin bekannt ist der Luther-Verlag vor allem durch seine fachkundige Betreuung der Agendenwerke. Sie sind inzwischen aus kaum einer Gemeinde wegzudenken: das Evangelische Gottesdienstbuch samt Ergänzungen und die liturgischen Bände zu Taufe, Konfirmation, Trauung und Bestattung. Auch das Evangelische Gesangbuch für Rheinland, Westfalen und Lippe wurde von Hersteller-Seite im Luther-Verlag betreut.
Heute stellt sich das Verlagsprogramm breiter auf:
Neben den eingangs genannten Sparten finden Sie wissenschaftlich betreute kirchengeschichtliche Reihen und zahlreiche Predigt-, Gottesdienst- und Andachtsbücher. In Zusammenarbeit mit der Creativen Kirche Witten entstanden sehr beliebte Kindermusicals (Mose, Joseph, David) und Gospel-Produktionen.
Und immer wieder greifen wir aktuelle Gegenwartsfragen auf: Wie in unserer Neuerscheinung „Wir mussten völlig neu anfangen – Opfer der Tschernobylkatastrophe berichten“.&